Ich versuche geduldig zu sein ...
Aber: Ich versuche geduldig zu sein.
Heute ist es eingetreten, das was ich schon befürchtet habe. Heute ist es passiert. Gestern noch stand ich gelassen am Fenster. Gestern noch habe ich den Garten als das akzeptiert, was er ist: Ein Garten, der sich gemächlich den Winterschlaf aus den Ästen reibt und benommen in eine tiefe Sonne blinzelt. Heute aber ist alles anders. Heute würde ich am liebsten den Spaten in die Hand nehmen oder den Rechen oder was auch immer. Heute würde ich am liebsten graben und wühlen und meine Hände in die Erde stecken. Ich würde am liebsten Radieschen säen. Die runden mit den dicken Bäuchen und den weißen Unterhöschen. Ich würde am liebsten die Geranien nach draußen tragen, den Rosmarin und den Zitronenbaum.
Aber: Ich versuche geduldig zu sein.
Ich möchte so gerne Hornveilchen und Stiefmütterchen im Garten verteilen, die Schneeglöckchen und Primeln blühen sehen. Eine Knospe ertappen, wenn sie aufbricht und das Brummen von Hummeln hören.
Aber: Ich versuche geduldig zu sein.Ich möchte so gerne meine Kaffeetasse nehmen und mich nach draußen setzen, ein Stück guten Kuchen dazu. Das Gesicht in die Sonne halten und das Kitzeln in der Nase spüren. Aber: Ich versuche geduldig zu sein.
Ich versuche geduldig zu sein, weil im schlauen Buch aus der Gartenbibliothek meiner Mutter unter „Gartenarbeiten im Februar" nichts steht von Radieschen säen und Hornveilchen verteilen. Weil das die Zeit im Jahr ist, so das schlaue Buch, in der der Mensch planen und träumen kann und gut daran täte, seine Samensäckchen zu sortieren. Ich habe noch ein schlaues Buch. In dem steht, dass jetzt der Boden vorbereitet werden kann, dass Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf bereits vor dem Austrieb einen organischen Dünger bekommen sollen. Dass der Kompost zuerst gesiebt werde sollte, bevor man ihn verteilt. Bitte wie, wenn der Boden noch gefroren ist und der Komposter die Konsistenz eines Betonziegels hat? Wenn das so weiter geht mit dem Wetter da draußen, dann treibt er noch Frostbeulen aus!
Mein Nachbar beschreibt den Winter immer so: Da haben wir den November, da kann es noch schön sein und um die Mittagszeit warm. Dann kommt der Dezember, wir freuen uns auf Weihnachten und auf Schnee, danach gilt es nur noch den Jänner zu überstehen und im Februar wartet der Frühling gleich ums Eck. Ich habe hinter allen Ecken gesucht und habe keinen Frühling gesehen. Ich möchte so gerne die Spitzhacke nehmen und Furchen ziehen. Die Saatkartoffeln treiben schon aus. Ich möchte die Kürbiskerne in den Boden bringen und die Sternastern sähen. Stattdessen passt mein Gemüsegarten im Februar in ein Schneckenhaus. Ich habe Gartenkresse auf der Fensterbank gezogen. Sie hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit und Winterblues. Und ist es nicht so, dass, wenn etwas keimt, wenn ein paar Gartenutensilien herumstehen, die kleine Schaufel und Anzuchterde, der Frühling ein Stück näher gerückt zu sein scheint?
Ich versuche geduldig zu sein, aber irgendetwas Anderes in mir fragt sich heute, warum ich so lange warten muss!
Einen lieben Gruß an alle Frühlingswartenden, Elisabeth
Alle Artikel in Living & Green sind für die Leserinnen und Leser kostenlos. Das gilt auch für die Rezepte, die Ratgeberseiten und die Anleitungen zu allen DIY-Projekten, die wir teilen. Engagierte Projekte haben, das wissen wir aus Erfahrung, ein engagiertes Publikum. Daher freuen wir uns, über eure Besuche und darüber, dass wiederum ihr die Inhalte von Living & Green teilt. Wenn dir also gefällt, was du hier liest und siehst … share it on Facebook, Pinterest, Google+ und nimm den Living & Green Button mit auf deine Homepage oder deinen Blog. Einen DICKEN DANK!