Hexen und Orakel *Helleborus niger*
Sie ist wie gemacht für Geschichten, Legenden und Mythen, denn wenn eine Blume mitten im Winter blüht, beflügelt das die Phantasie. Eduard Mörike bezeichnet sie als Tochter des Waldes und Kind des Mondes, den Bauern diente sie als Wetterprophetin für das kommende Jahr. An den 12 Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag stellten sie zwölf Knospen der Helleborus niger in ein Glas. Jede Knospe stand für einen Monat. Öffnete sich eine Blüte, dann bedeutete das gutes Wetter und Glück. Die Griechen glaubten mir ihr Geisteskrankheiten heilen zu können, im Mittelalter wurde sie Hexensalben beigemischt, die ewige Jugend versprachen, sie wurde dem Schnupftabak beigemischt, was ihr auch den Namen Nieswurz gab. Bei all dem darf nicht vergessen werden, dass all ihre Pflanzenteile hoch giftig sind.
Christrose heißt sie, weil sie der Legende nach aus den Tränen eines armen Hirten gewachsen ist, der auf dem Weg nach Bethlehem erkannte, dass er kein Geschenk in Händen trug. Er setzte sich nieder und weinte bitterlich. Als seine Tränen auf die Erde fielen, entstanden daraus Blumen, so schön wie Rosen und so weiß wie Schnee. Selma Lagerlöf hat ihr eine andere Geschichte geschrieben: Sie wuchs aus der Unerschrockenheit und Güte einer armen Räubersfrau.
Wissenschaftlich betrachtet hat die Schneerose – wie wir sie nennen – ihre Fähigkeit im Winter zu blühen aus der Eiszeit mitgebracht. Sie kann den Druck in ihren Pflanzenteilen absenken, dadurch nimmt sie einen Teil des Wassers aus Blatt und Blüte und kann daher nicht erfrieren.
Auch wenn sie mir nach all dem Rot und dem Gold und der weihnachtlichen Opulenz mit ihrem strahlenden Weiß eine willkommene Jänner-Dekoration ist, bleibt sie ein Kind, das aus der Kälte kommt. Das heißt, sie fühlt sich draußen wohler, als im warmen Wohnbereich. Ein Standort unter laubabwerfenden Gehölzen mit Wintersonne und Sommerschatten ist ideal.
Und noch etwas: Nicht die Christrose mit der Lenzrose verwechseln. Die Helleborus niger mit der Helleborus orientalis. Die Christrose auch Schneerose blüht im Winter und ausschließlich weiß, die Lenzrose erst ab Februar bis in den Mai hinein auch in sämtlichen Spielarten von rot bis dunkelviolett.
Ich habe meine Schneerosen in Betonkugeln gesetzt, die Erde mit Moos bedeckt und ein paar Baumschwämme hinzugefügt. Gegen Ende des Monats wandern sie vom Wohnbereich auf die Terrasse und sobald die Gartensaison beginnt, werden sie dann ausgepflanzt. So hat sich im Laufe der letzten Jahre schon eine stattliche Schneerosenpopulation entwickelt, die sich fleißig selbst versamt.
Danke für deinen lieben Besuch sagt Elisabeth von Living & Green und wünscht euch eine wundervolle Winterzeit.
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