Das Zimmer der Fotografin *Eva Asaad*
Die Begrüßung ist herzlich. Eva hat ihre Umarmung noch nicht gelöst, schon drückt sich ein Katzenkopf an die Wade und schnurrt. Jimi ist immer der Erste, Venus steht in der Türe und schaut, Marley wird erst später erscheinen, denn Marley ist schließlich der Chef.
„Ich hoffe, du hast keine Katzenhaarallergie. Magst einen Kaffee? Hast du Hunger?" Eva Asaad verschwindet in ihrer Küche. Eine Wand ist brombeerfarben gestrichen. An ihr lehnen die Masken von Pont Neuf. Eine Interpretation der Künstlerin. Sie hat jedem Steinrelief einen Torso aus Karton gebaut und bemalt.
Die Fotoarbeiten von Eva Asaad sind immer eine Verlängerung der Wirklichkeit. Wenn sie reale Gegenstände verwendet, werden diese in ihrem Atelier neu zusammengesetzt. Sie geht, sie schaut, sie fotografiert, löst Dinge aus ihrem Kontext, gibt ihnen ein neues Leben und schreibt diesem Leben eine Geschichte dazu. Die Masken von Pont Neuf schickte sie mit einer Tänzerin in die Pariser Metro. „Keiner kann sich vorstellen, was wir gelacht haben. Die Reaktion der Menschen war wunderbar. Wir hatten einen Tag mit spannenden Begegnungen und ganz viel Spaß."
Wir sitzen schon in ihrem Wohnzimmer. Auf Tisch und Couch sind Arbeiten ausgebreitet. Einige davon hat sie der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt. Die Blätter, die in Paris entstanden sind zum Beispiel, wo sie mit dem Malen begonnen hat. Jetzt ist auch Marley da. „Ich bin ein Kleintiermensch", sagt Eva und streichelt seinen Kopf, „vor großen Tieren habe ich ehrlichen Respekt." Die großen Tiere sind für ihre Kunst reserviert. Auf ihren aktuellen Bildern stecken Zebus und Rehe in barocken Kleidern und erzählen das Märchen von König Blaubart wie Eva Asaad es sieht. Als Auseinandersetzung mit der Gewalt, die uns täglich in den Nachrichten begegnet, in Filmen und Serien und in der Literatur.
Das Blaubart-Thema begleitet sie schon seit einigen Jahren. Aber das tun alle Themen, mit denen sie sich künstlerisch auseinandersetzt. Eva Asaad lebt mit ihnen, variiert sie, modelliert sie, entwickelt sie weiter. Das macht sie solange, bis sie ausgereizt sind, dann lässt sie sie ziehen und wirft sich mit Energie in ein neues Projekt. So waren die ersten Bilder zum Thema Blaubart auch blutig , rot und brutal. Jetzt zeigt Eva Asaad eine Gewalt, die sich maskiert hat. König Blaubart ist ein Zebu und Sweet Temper, die Sanftmut, ist ein Reh.
„Das sind Figuren vom Flohmarkt. Einen Euro pro Stück. Die habe ich für die Ausstellung Kunst und Kramuri verwendet", sagt Eva, lüftet den Rock der spanischen Tänzerin, ein keusches, knielanges Höschen kommt zum Vorschein. „Schau!" Weil immer etwas von Evas Arbeiten bei ihr bleiben darf, steht die Figur gemeinsam mit ihrem Freund auf dem Kamin. Dahinter lehnt lässig ein Tapetenentwurf aus vergangenen Tagen. Im Atelier wacht eine Puppe aus dem Everybody's-Darling-Zyklus über Bilder und Collagen, auf dem Balkon sitzt die Schaufensterdame und hat auch im Winter ihre Sonnenbrille auf. Marley ist uns übrigens überall hin gefolgt.
Fotografiert hat Eva Asaad schon immer. Als sie mit elf Jahren bei einem Preisausschreiben die kleinste Kamera der Welt gewann, war sie gar nicht mehr zu bremsen. „Ich wollte einfach festhalten, was für mich wichtig war", sagt sie und wichtig war nahezu alles. Sie sieht sich heute noch als Mädchen unter einer Feuertreppe stehen und nach oben fotografieren. Knapp nach ihrem 17. Geburtstag wurden ihre Arbeiten das erste Mal ausgestellt. In Wien, das war damals weit weg von Kärnten und schon fast international. Während ihres Studiums - Pädagogik und Medienkommunikation - verbrachte sie Tage und manche Nächte im Universitätsgebäude. Dort gab es ein Fotolabor! Nach Abschluss der Prager Fotoschule schließlich, begann sie sich wirklich international aufzustellen und arbeitete in Lissabon, San Salvador, Kairo, New York und Paris. Ihr Basislager ist in Kärnten geblieben. „Das ist gut so. Ich bin gerne hier."
Eva Asaad ist ein Energiebündel. Stillsitzen geht nicht, nur Fotokunst zu machen, geht auch nicht. Seit fünf Jahren organisiert sie den Fotopreis „Wort im Bild". Der Titel verrät das Programm. Er konzentriert sich auf Fotoarbeiten, in denen sich literarische Inhalte spiegeln. Ein Buch, ein Kapitel, ein Zitat. Im vergangenen Jahr haben Künstler aus 16 Ländern daran teilgenommen, die Schaufenster der Klagenfurter Innenstadt verwandelten sich in eine Galerie – ein Erfolg. Erfolgreich ist sie auch mit dem von ihr mitinitiierten Preis für den schlechtesten Text, der vor über 10 Jahren als Antwort auf den renommierten Ingeborg-Bachmannpreis entstanden ist. Zwischendrin hat Eva Asaad eine Ausbildung zur Persönlichkeitstrainerin gemacht und drückt den Teilnehmern ihrer Seminare eine Fotokamera in die Hand. „Porträts sind immer auch Kommunikation", erklärt sie ihren Zugang, „Kommunikation mit der Umwelt und mit sich selbst." Es sei, so Eva, wirklich faszinierend zu sehen, wie Menschen ihre eigene Person wahrnehmen und wo die Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild zu finden sind.
Wo ihr eigenes Bild zu finden ist? Eindeutig in ihrer Kunst. Dort arbeitet sie sich an jenen Themen ab, die sie beschäftigen. „Kreativität entsteht aus dem Umfeld", sagt sie und lacht.
Eva Asaad ist selbstverständlich auch zu erreichen:
eva.asaad@chello.at
https://www.facebook.com/eva.asaad.3
http://www.wortimbild.at/2015/
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